Infektionen im Genitalbereich
In der Vagina befinden sich eine Vielzahl an Mikroorganismen, das Mikrobiom. Vorherrschend sind bei Frauen zwischen Pubertät und den Wechseljahren Laktobazillen, die Milchsäure produzieren. Dadurch ist der ph-Wert in der Vagina stets im sauren Bereich um 4. Eine gesunde Vaginalflora mit reichlich Laktobazillen verhindert, dass sich andere Bakterien oder Pilze vermehren und zu Beschwerden führen können. Ist diese Vaginalflora gestört, kann es zu Pilzinfektionen oder zur bakteriellen Vaginose kommen.


1 Bakterielle Vaginose
Die bakterielle Vaginose ist eine Störung des Milieus, bei der verschiedene Bakterien (vor allem sogenannte Gardnerellen) vermehrt in der Vagina vorkommen. Dadurch werden Beschwerden verursacht wie Brennen, Schmerzen, vermehrter und unangenehm riechender Ausfluss.
Die Bakterien können einen Biofilm bilden, der nur sehr schwer zu behandeln ist, so dass es zu immer wiederkehrenden Erkrankungen kommt.
Risikofaktoren für das Entstehen einer bakteriellen Vaginose sind zum Beispiel Rauchen, übertriebene Intimhygiene, häufige Partnerwechsel oder Stress, da dieser das Immunsystem beeinträchtigen kann. Der Biofilm kann beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, so dass auch nach einer erfolgreichen Behandlung eine erneute Ansteckung durch den Partner möglich ist. Außerdem begünstigt die bakterielle Vaginose die Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.
Die Diagnose der bakteriellen Vaginose wird im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung gestellt. Hierbei wird der ph-Wert in der Vagina bestimmt und eine sogenanntes Nativpräparat angefertigt, das unter einem Phasenkontrastmikroskop beurteilt wird.
Sind die Kriterien für die bakterielle Vaginose erfüllt, erfolgt die Therapie. Es kommen entweder Antibiotika (Clindamycin oder Metronidazol) zum Einsatz, die lokal in der Vagina angewandt werden oder geschluckt werden. Alternativ ist eine Behandlung mit lokal desinfizierenden Präparaten möglich. Diese wirken oft sehr gut, da sie den Biofilm zerstören können. Anschließend wendet man lokal Milchsäurebakterien an, um das Milieu wieder herzustellen. Leider gibt es eine hohe Rückfallquote. Der Grund hierfür sind Resistenzen gegen Antibiotika und der Biofilm, der die Bakterien vor der Medikamentenwirkung schützt. Außerdem wird diskutiert, welche Rolle der Partner oder die Partnerin bei erneuten Infektionen spielt. Eventuell ist auch eine Partnertherapie hilfreich.
2 Pilzinfektion
Fast alle Frauen haben mindestens einmal in ihrem Leben eine Pilzinfektion im Genitalbereich. Meist tritt diese auf, wenn die Infektabwehr geschwächt ist, zum Beispiel bei Stress. Ein höheres Risiko besteht außerdem bei Diabetes, einer gestörten Vaginalflora und vor allem nach der Einnahme von Antibiotika. Das Hauptsymptom einer Pilzinfektion ist Juckreiz, es treten aber auch Schwellungen, Rötungen und Brennen auf.
Die Diagnose wird wie bei der bakteriellen Vaginose im Rahmen einer klinischen Untersuchung mit Beurteilung des Nativpräparates unter dem Mikroskop gestellt.
Zur Therapie wird lokal der Wirkstoff Clotrimazol angewandt. Dies ist auch in der Schwangerschaft problemlos möglich. Alternativ ist eine lokale Behandlung mit Nystatin oder eine orale Behandlung mit Fluconazol möglich.
Manche Frauen leiden unter immer wiederkehrenden Pilzinfektionen. In diesem Fall ist eine Umstellung der Ernährung empfehlenswert, so dass wenig Zucker, Kohlenhydrate und Milchprodukte (außer Joghurt) konsumiert werden. Außerdem können Probiotika helfen, das Vaginalmilieu zu stabilisieren.

Autorin
Dr. med. univ. Stephanie Neugebauer
Angestellte Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
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